Wirtschaftsthemen Das Ende der Arbeit?

Karl
Karl
Administrator

RE: Das Ende der Arbeit?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Der-Waldler vom 28.04.2024, 10:57:58

Lieber @der-waldler,


natürlich bin ich auch der Meinung, dass die Prozesse in einem künstlichen neuronalen Netz als Denken bezeichnet werden können. Wer sich dagegen wendet, sollte explizit schildern, was er unter "Denken" versteht. In meinem ersten KI-Vortrag in unserer Freitagsreihe, am 6. 5. 2022 (also noch vor der Veröffentlichung von ChatGPT), über "Natürliche und künstliche Intelligenz. Das Zeitalter der Roboter hat begonnen" habe ich auch auf die Ähnlichkeiten der Denk- und Lernprozesse hingewiesen. Ab 32:26 gehe ich darauf näher ein. 

Karl

Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Das Ende der Arbeit?
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Der-Waldler vom 28.04.2024, 09:38:25
Guten Morgen, lieber Waldler,
OT ist das im Grunde genommen nicht.
Denn wir müssen uns auch fragen, welcher Sprache bedient
sich diese KI eigentlich??
Nehmen wir mal an, ich hätte meinen Avatar.
Bei der " Spracheingebung " hätte dieser einige Hebel.
Ich würde den Knopf drücken, der das folgende besagt:
" Sprich nach den Regeln der Sprachphilosophie Wittgensteins ".

Dann würde das für mich sehr interessant.

Oder: " Sprich nach den Maximen Sokrates. "

Damit würde es erst recht interessant.

Also: Welche Art der Sprache bedient sich eine KI ??
Kann sie von mir variiert werden.

Anna
Malinka
Malinka
Mitglied

RE: Das Ende der Arbeit?
geschrieben von Malinka
als Antwort auf Der-Waldler vom 28.04.2024, 10:57:58

Danke für deine klugen Worte. Nachdem ich so die letzten Seiten durchgelesen habe kommt mir der Verdacht dass wir Menschen einmal mehr nur zu gerne weiter delegieren. Nur ja nichts selber machen oder Selbstverantwortung übernehmen und jetzt ist es dann eben ein Roboter oder viele. Wir geben Verantwortung aus der Hand. Ob das wirklich ein Segen sein wird wage ich stark zu bezweifeln.


Anzeige

Karl
Karl
Administrator

RE: Das Ende der Arbeit?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Anna842 vom 28.04.2024, 11:34:59

Liebe @Anna842

ja, sie kann.

Grundsätzlich macht es Sinn seinen Fragen an eine KI immer folgenden Prompt vorauszuschicken:

"Bitte antworte als (Facharzt, Malermeister, Finanzbeamter, Steuerberater, Philosoph usw.)". Dies erhöht die Qualität der Antworten oft enorm.

Bei Dalle 3 kann man ja auch vorausschicken "Bitte male mir ein Bild in der Stilart von Rembrandt etc." Das ist vergleichbar. Du kannst auch einmal ausprobieren, was passiert, wenn Du sagst: "Liebe Phytia, antworte nach Art von Sokrates auf meine Frage 'Was ist der Sinn des Seins?'".

Phytia: Ah, die Frage nach dem Sinn des Seins, ein tiefgründiges und bedeutungsvolles Thema, das uns alle beschäftigt. Wenn wir über den Sinn des Seins nachdenken, müssen wir uns selbst und unsere Existenz in Frage stellen. Vielleicht liegt die Antwort nicht in klaren Definitionen oder festen Antworten, sondern vielmehr im Prozess des Hinterfragens und des philosophischen Dialogs. Indem wir gemeinsam reflektieren und unsere Gedanken austauschen, können wir möglicherweise näher an die Essenz des Seins herankommen. Lass uns gemeinsam auf die Suche nach Erkenntnis gehen und den Sinn des Seins erforschen.

Karl
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Das Ende der Arbeit?
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Karl vom 28.04.2024, 11:56:35
Lieber Karl,
dass nach Art eines Philosophen gesprochen werden kann, das
ist mir völlig neu.
Oder bezogen auf einen Facharzt, also spezielle medizinische
Sprache beherrscht wird.

Phytia lag nicht ganz falsch, aber sie hat die Methodik Sokrates
beschrieben.
Du hättest auch anders an sie schreiben müssen.
Z.B. :  "Ich bin der festen Überzeugung, dass diese die beste aller Welten ist, die es je gab und dass jeder Irrtum seinen Sinn in sich hat und die
Chance enthält, klüger zu werde. " Was hätte Sokrates darauf geantwortet.

Vermutlich hätte Phytia nicht gewusst, wie sie da nun vorgehen sollte.
Sokrates ging jeden Tag über den Markt und fand immer seine "Opfer ".
Er war in der Lage durch hartnäckige Fragerei jede festgefügte Meinung/
Glaubensätze komplett zu zerlegen, bis nichts mehr blieb.

Also, ein Avatar auf Sokrates gepolt, dem würde ich den folgenden
Satz sagen: " Ich bin Pazifistin. Das ist der einzige Weg zum Frieden.
Die einzige Möglichkeit, sich zu verteidigen ist, friedliebend zu sein.
Erhebe nie die Hand zum Schlag. "
Dann beginnt das Frage-und-Antwort-Spiel zwischen mir und dem
" Sokrates-Avatar ".
Er fragt so lange und so geschickt, bis von meiner festen Überzeugung
nichts mehr verbleibt.

Das ist Sokrates: Ich weiß, das ich nichts weiß.
Und auch dieses kann durch Fragen wiederum zerlegt werden.

Die Sprache nach der Sprachlogik eines Wittgensteins, auch sehr
besonders.

Jetzt, wo du es so sagst, Karl, bekomme ich wieder mehr Freude
an einem Avatar, erst mal weg, mit der Gefahr.

Anna
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Das Ende der Arbeit?
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Karl vom 28.04.2024, 11:23:19
natürlich bin ich auch der Meinung, dass die Prozesse in einem künstlichen neuronalen Netz als Denken bezeichnet werden können. Wer sich dagegen wendet, sollte explizit schildern, was er unter "Denken" versteht.
...

Karl
geschrieben von Karl

Lieber @Karl,

laut den Vertretern der Philosophie des Geistes, die ich gelesen habe, kann bisher noch niemand exakt und letztgültig sagen, was Denken genau ausmacht, insbesondere wenn Begriffe wie "Bewusstsein". "Denken", "Selbst" usw. hinzu kommen.

Ich kann Dir das auch nicht sagen, ob KI-Systeme "denken" können, staune aber immer wieder darüber, dass einige das anscheinend können.

LG

DW

Ein wichtiger Nachtrag: Ich zweifele das gar nicht an, sondern stehe auf dem Standpunkt, dass die Frage nach dem Was des Denkens noch nicht endgültig geklärt ist.
 

Anzeige

lupus
lupus
Mitglied

RE: Das Ende der Arbeit?
geschrieben von lupus

Was mir auffiel, war die notwendige Beurteilung des von KI vorgelegten Ergebnisses. Die KI produziert eine Aussage auf Basis vieler gespeicherter Fakten und präsentiert das Ergebnis, was nun von höherer Warte beurteilt wird, also erstaunt bejubelt oder auch als unangemessen in den Papierkorb wandert.
Nun kommt es sicher besonders darauf an, was der Beurteiler für Ziele verfolgt als Extreme vielleicht die Heilung von Krankheiten und die Vernichtung von Menschen. Ein zentrales Ziel wird wohl oft die Hortung von Besitz sein.

Auch wenn es vielleicht nervt, nochmal den Hinweis auf den utopischen Roman, der das Ergebnis einer Entwicklung von "intelligenten" Maschinen, die unkontrolliert sich selbst weiter entwickeln beschreibt.
Daraus könnte man eine Warnung vor einer Verselbständigung der Weiterentwicklung von KI ableiten.

lupus
 

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Das Ende der Arbeit?
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Anna842 vom 28.04.2024, 11:34:59

Liebe Anna,

ich habe ChatGPT gefragt, ob es in der Lage sei, einen Text zu verfassen, der sich sprachlogisch an die Sprachregeln von Wittgenstein II hält. Es behauptete, das zu können ("Natürlich kann ich das."). Ich gab ihm vor, einen Text über den Wittgensteinschen Satz "Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schrweigen" zu schreiben auf der Basis der Sprachformen von Wittgenstein..

Es lieferte einen Text, der aber eine Interpretation dieses Satzes ist und nicht in "wittgensteinisch" verfasst. Ich denke, Du verstehst, was ich meine, es lässt sich schwer ausdrücken. Meiner Auffassung nach "kann" ChatGPT 3.5 das (noch?) NICHT.

LG

DW

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Das Ende der Arbeit?
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Malinka vom 28.04.2024, 11:46:24
Danke für deine klugen Worte. Nachdem ich so die letzten Seiten durchgelesen habe kommt mir der Verdacht dass wir Menschen einmal mehr nur zu gerne weiter delegieren. Nur ja nichts selber machen oder Selbstverantwortung übernehmen und jetzt ist es dann eben ein Roboter oder viele. Wir geben Verantwortung aus der Hand. Ob das wirklich ein Segen sein wird wage ich stark zu bezweifeln.

Bei aller Faszination über/für ChatGPT, liebe Malinka, teile ich Deine Sorgen und Bedenken.

LG

DW
Malinka
Malinka
Mitglied

RE: Das Ende der Arbeit?
geschrieben von Malinka
als Antwort auf Der-Waldler vom 28.04.2024, 13:03:57

Ich denke gerade an die Teilnehmer einer Incentive Reise auf eine kleine griechische Insel. Die Reisegruppe bestand in erster Linie aus jungen erfolgreichen Akademikern die alle im IT-Bereich tätig waren. Teil dieser Incentive Reise war eine Art survival Training auf besagte Insel namens Thassos. Die Aufgabe bestand darin, ohne weiteres Werkzeug und ohne Nägel eine einfache Hütte zu bauen, durch deren Dach ist nicht durch regnen konnte und sie sollten ein paar schlafliegen bauen. Außerdem eine Feuerstelle.... einziges Werkzeug waren zwei kleine scharfe Beile und einige Rollen mit sisalband.

Einige FFischer jungs waren engagiert, um es ihnen quasi ein wenig vorzumachen. Die Fischer Jungs bauten mit Leichtigkeit aus angeschwemmtem Holzmaterial, aus Schilf und aus zusammengesuchten Zweigen eine einfache Hütte deren Dach aus mehreren Schichten trockenem Seetang und Zweigen bestand, die mit einigen Steinen beschwert wurden. Alles mit Sisal Seilen gut verzerrt. Auch ein paar schlafliegen waren aus trockenem Seetang und Zweigen schnell gebaut. Und für die Feuerstelle ein Loch in den Sand gebuddelt das mit Steinen ausgelegt wurde. Unser hochgebildeten Akademiker versagten kläglich und  versuchten ihre Schwäche durch das Absingen deutscher Schlager auszugleichen....

Es gäbe mehr solcher Beispiele. bei dem ich einfach befürchte, dass viel Wissen verloren geht was unser Überleben sichert. Wie melkt man eine Ziege oder wie baut man Gemüse an, wie kann man ohne Nägel einen Stuhl bauen oder wie verhindert man die Wasserleitung daran einzufrieren? Oder wie kann man heizen, ohne eine elektrische oder eine Ölheizung wenn all das ausfällt, ohne das Kohlenmonoxid uns vergiftet? Natürlich das sind alles Fragen, die den modernen Stadtmenschen erst einmal nicht betreffen. Aber schauen wir nur in die Ukraine. Man stelle sich vor, ein ähnlicher Krieg bricht  in Deutschland aus? Da nützt uns die künstliche Intelligenz wenig, wenn wir zu dumm sind, auf offenem Feuer zu kochen oder das Dach zu reparieren oder einen Brunnen zu graben.und wenn dann das Stromnetz und die Datenleitungen auch nur ein paar Tage ausfallen braucht es nicht mal einen Krieg um die Menschen hohldrehen zu lassen.   


Anzeige